Montag, 3. August 2015

"Zu teilen wie ich mich fühle hilft mir, klar zu kommen"

Für einen inspirierenden Start in die Woche wollen wir die anrührenden Gedanken von Mike teilen, der seit Jahren mit unterschiedlich starken Depressionen zu kämpfen hat.

    Es ist eine einsame alte Sache dieser Depressionsquatsch.


    Nach jahrelangem Leiden unter verschieden starken Graden von Depressionen über die vergangenen Jahre finde ich mich hier wieder: 51 Jahre alt, im Kampf gegen die tiefschürfendste und verzweifeltste schwarze Zeit der ich je gegenüber stand. Ich funktioniere noch - bei der Arbeit, zu Hause und auch sozial -  werde aber stetig von Selbstmordgedanken begleitet, verfolgt, geplagt.


    Mir ist klar geworden, dass eine große Strecke zwischen den Suizidgedanken und einem tatsächlichen Suizid liegt; auf jeden Fall was mich betrifft. Ich habe mich in eingängiger Tiefe mit Suizid befasst und darüber nachgedacht, wie ich mich von meinen Töchtern verabschieden könnte, auf eine Art, die das Vermächtnis eines Vaters minimiert, der sich sein eigenes Leben genommen hat (als ob!). Ich habe Seitenweise Wörter fabriziert, Sätze gebildet und wieder verworfen, die denen, die ich zurücklassen würde einen Einblick in die Abgründe meiner Gedanken geben zu können.

    Unterm Strich bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass ich es sowieso nie machen werde. Aber da liegt der Haken. Nur weil du weißt, dass du etwas nie tun wirst, wird der Schmerz nicht weniger. Und diese Gefühle und Gedanken über eine lange Zeit stetig mit sich zu tragen ist ungeheuerlich lähmend.

    

    Was tue ich also?


    Ich halte diese grausamen Gefühle auf verschiedene Weisen in Schach. Ich bemühe mich, sie nüchtern zu betrachten, was nicht einfach ist, aber machbar; ich weiß, dass die Gefühle kommen und gehen wie Ebbe und Flut und wenn ich nur geduldig bin, werden sich die Dinge ändern. Das ist jedenfalls, wie es für mich persönlich ist. Ich analysiere mich selbst unheimlich viel. Ich neige auch dazu zu trinken, was manchmal recht hilfreich ist, um ein konkretes Gefühl zu betäuben, allerdings geballt einen negativen Effekt auf meine Perspektive hat. Also versuche ich stets, es zu kontrollieren. Ich versuche zu trainieren. Meinen Hintern hochzukriegen, wenn alles was ich machen will ist, mich irgendwo zu verstecken, den Kopf in den Sand zu stecken, ist eine sehr effektiv, um die Laune zu verbessern - wenn ich es tatsächlich schaffe. Auch habe ich mir professionelle Hilfe geholt und mir Anti-Depressiva verschreiben lassen. Es ist schwer einzuschätzen, wie stark sie mich tatsächlich beeinflussen.

    

    Die wahrscheinlich beste Sache, die ich gemacht habe, war meine Gefühle mit einigen aus meinem Netzwerk zu teilen.  Es ist  nicht leicht die Angst davor, verurteilt zu werden zu überwinden und es ist essentiell, sein Publikum bewusst zu wählen. Hat man die Hemmschwelle aber übertreten, hilft es immens seine Gedanken, Sorgen und Gefühle zu teilen. In der Vergangenheit habe ich Erfahrungen mit Menschen und Organisationen gemacht, die negativ auf mentale Gesundheitsprobleme reagiert haben. Aber es scheint mir, als läge eine Veränderung in der Luft, was sehr hilfreich ist. Die Reaktionen der Leute sind aber noch immer sehr unterschiedlich. Manche Menschen blicken es einfach nicht. Manche Menschen rennen einfach weg. Manche Menschen sind bestürzt. Manche Menschen (sehr enge und vertraute Freunde) reden nicht mehr mit mir. Und manchen, andere Menschen sind fantastisch, unvoreingenommen, unterstützend und einfach entzückend.


    Ich werde mich durch diesen Albtraum durchschlagen. Ich werde wieder selbstbewusst, charmant, witzig und gesellig sein - sehr bald! Es ist mein Leben und ich werde damit fertig. Ich werde es nicht an die Gedanken verlieren, die ich habe, weil ich für meine Gedanken verantwortlich bin und nicht andersrum. Ich gebe ihnen Platz, ich lerne mit ihnen zu leben, aber ich werde sie nicht ermutigen und mit der Zeit werden sie eingehen und sterben. Ich nicht.

Mike hat seine Geschichte mit unseren Freunden von time-to-change.org geteilt. Ihr wollt Euren mitmenschen mit Eurer Geschichte auch helfen? Schreibt uns auf Facebook oder an victoria@medjoy.de!

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